«Grüezi» – In einer Zeit, in der gesellschaftliche Unterschiede oft den Ton angeben und den respektvollen Meinungsaustausch herausfordern, treffen sich Edi Koller (64), Fussballenthusiast und ehemaliger Präsident des FC Bülach, und Facundo Zimmerli (22), politisch aktiv und Mitglied der RPK-Stadel, zum Dialog. In ihrem Gespräch entdecken sie, wie Engagement bereits mit simplen Gesten, wie einem «Grüezi», beginnt. Denn oft reicht ein Hauch von Naivität und ein «Sugus», um einen Unterschied zu bewirken.

Teil 1: Persönliches Engagement

Edi Koller entdeckte früh, dass er durch aktives Mitwirken im FC Bülach einen Unterschied bewirken konnte. Als der Club kein Geld für ein Trainingswochenende bereitstellen wollte, sah er eine Chance für Veränderung. Überzeugt von der Möglichkeit einer besseren Vereinsführung, wurde er mit 33 Jahren Präsident des Clubs. Unter seiner Führung erreichte der Club sportliche Meilensteine, darunter den ersten Aufstieg in eine höhere Liga seit den 1960er Jahren.

Facundo Zimmerli wurde während seiner Kantonsrats-Kandidatur gefragt, warum er sich politisch engagiere. «Wieso nicht?», entgegnete er und führte aus: «In der Schweiz können wir die Politik aktiv mitgestalten. Dieses Privileg ist keine Selbstverständlichkeit; anderswo riskieren Menschen dafür ihr Leben. Indem ich mich engagiere und versuche, Positives zu bewirken, erweise ich diesem Privileg meine Anerkennung.»

Durch sein Mitwirken an einer Initiative zur psychischen Gesundheit von Kindern und Jugendlichen erlebte er, wie auch junge Menschen politische Impulse setzen und Veränderungen anstossen können.

Gemeinsam zum Erfolg – Lektionen aus dem Fussball

Der Mannschaftssport lehrt uns die Wichtigkeit der Zusammenarbeit. Dieses Miteinander fasziniert Edi Koller am Fussball: «Sobald sie das Trikot überstreifen, sind sie der FC Bülach. Sie gewinnen oder verlieren zusammen. Ausserhalb des Felds sind sie wieder der Generaldirektor oder der Pöstler, aber für diese 90 Minuten sind sie ein Team mit einem gemeinsamen Ziel.»

Auch in der Gesellschaft und der Politik ist Zusammenarbeit entscheidend, doch Edi Koller und Facundo Zimmerli sehen Veränderungen im gesellschaftlichen Miteinander. Sie beobachten einen Verlust des respektvollen Umgangs und der Dialogbereitschaft. Koller kritisiert die Neigung, Diskussionen vorschnell zu beenden und die Gegenseite „fertig machen“ zu wollen. Zimmerli fügt hinzu, dass die heutige Informationsflut Diskussionen erschwert, indem sie empörende oder sensationelle Inhalte in den Fokus rückt. Beide betonen die Notwendigkeit, über Unterschiede hinweg Lösungen zu finden und den Dialog zu fördern, anstatt zu polarisieren. Zimmerli ergänzt: «Ein respektvoller Umgang miteinander und die Bereitschaft, Kompromisse einzugehen, sind unabdingbar für ein harmonisches soziales Miteinander.»

Teil 2: Mit einem «Sugus» die Welt verändern

Die Balance zwischen persönlicher und gesellschaftlicher Verantwortung

Im Verlauf des Gesprächs tauchen Zimmerli und Koller in das Thema der eigenen und der sozialen Verantwortung ein. Koller und Zimmerli sind der Meinung, dass Eigenverantwortung fundamental sei und die Gesellschaft ein Interesse daran habe, jedem die Voraussetzungen zu geben, diese Verantwortung wahrzunehmen. Koller ergänzt:

«Ich habe immer das Gefühl, wir müssen wieder lernen, dass wir miteinander richtig umgehen und füreinander schauen.»

Als die beiden auf Möglichkeiten zu sprechen kommen, wie man gemeinsame Lösungen finden und einen respektvollen Umgang fördern kann, nimmt das Gespräch eine charmante Wendung. Koller erzählt von einer Begegnung mit Martin Andermatt, dem ehemaligen Nationalspieler, der meinte, Ethik liesse sich mit vier Wörtern umschreiben: «Grüezi, Adieu, Danke, Bitte». Dies mag simpel klingen, doch in einer Zeit, in der die Dialogbereitschaft und der respektvolle Umgang schwinden, können diese kleinen Gesten Grosses bewirken. Gesellschaftliches Engagement beginnt bereits mit einem einfachen Grüezi, einem ehrlichen Dankeschön oder einem «Sugus». So meint Koller:

«Wenn man in Zürich jemandem ein «Sugus» anbietet, denkt dieser sich, der will mich doch vergiften. Aber ich glaube, so etwas müsste man machen. Das würde Vertrauen schaffen.»

Ein Hauch von Naivität

Am Ende ihrer Begegnung erkennen beide, dass ein Hauch von Naivität notwendig ist, um sich zu engagieren und etwas zu bewegen. Beide teilen diesen Glauben an die eigenen Fähigkeiten, positive Veränderungen zu bewirken. Diese Überzeugung, dass es möglich ist, Dinge zum Besseren zu wenden, treibt ihr Engagement voran.

Beide Gesprächspartner zeigen durch ihre unterschiedlichen Lebensgeschichten, dass jeder Einzelne, unabhängig von Alter oder Hintergrund, die Fähigkeit besitzt, seine Umgebung positiv zu verändern.

Also, lieber Leser und liebe Leserin, seien Sie naiv. Auch Sie können die Welt ein Stückweit verändern. Mit einem ehrlichen Dankeschön oder dem Verschenken eines «Sugus» können Sie bereits Grosses bewirken.

«Merci fürs Lesen»